Flugzeugabsturz Günne

Das Flugzeugunglück vom 10. Oktober 1938 ist bis heute mysteriös, rätselhaft und nicht aufgeklärt. Ein Passagierflugzeug der belgischen Fluglinie Sabena startete vormittags in Brüssel mit Zielflughafen Berlin-Tegel. Während einer Zwischenlandung in Düsseldorf stiegen weitere Fluggäste zu. Zum Weiterflug nach Berlin befanden sich vier Personen Besatzung und 16 Passagiere an Bord. Um 13:16 Uhr stürzte das Flugzeug hier auf dem Acker ab. Es gab keine Überlebenden. 





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Bei dem Unfall starben:





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Die Besatzung:
Joseph Jan Vanden Eynde, 34 Jahre, Flugzeugführer
André Moulin, 31 Jahre, Flugzeugführer
Joseph Ewariste Baus, 26 Jahre, Flugfunker
Charles Delleuse, 28 Jahre, Mechaniker

Die Passagiere:
Theodor Sigurd Bergh, 34 Jahre, Disponent
Georg Otmar Julius Dimer, 40 Jahre, Rechtsanwalt
Dora Lucia Herta Dimer, 32 Jahre, Ehefrau
Hans Fischer, 38 Jahre, Direktor
Walter Kappes, 43 Jahre, Beamter
Gertrud Kappes, 35 Jahre, Ehefrau
Die Kinder Dorothea Kappes, 10 Jahre, Jost Kappes, 4 Jahre,
Ursula Kappes 7 Jahre
Friedrich Luther, 51 Jahre, Generaldirektor
Ernst Friedrich Wilhelm Maurach, 46 Jahre, Prokurist
Adam Wilhelm Mentzen, 30 Jahre, Gastwirt
Dr. Paul Henri Ulmann, 34 Jahre, Schriftleiter
Alfred August Piepenstock, 34 Jahre, Kaufmann
Paul Hermann Roesner, 55 Jahre, Baumeister
Dr. Max Witt, 36 Jahre, Fachschuloberlehrer





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Zeitzeugen aus Günne berichten, schon seit 1936 sei die Bevölkerung im Dorf an stetigen Flugzeuglärm gewöhnt gewesen, weil von einem deutschen Fliegerhorst in Werl häufig militärische Jagdflieger zu Übungen über Günne und Brüningsen kreisten. An diesem Tag habe es jedoch um die Mittagszeit zu dem vertrauten Motorenlärm ein ungewöhnlich zischendes Geräusch gegeben. Auf die Straße Richtung Theiningsen und die Straße „Im Grund“ seien Splitter, Sperrholz und Papiere herabgefallen. Ein Flugzeug sei aus den Wolken gestürzt und am westlichen Ende des Dorfes auf dem Acker zerschellt. Innerhalb kürzester Zeit nach dem Absturz sei das Dorf von Polizei, Soldaten der Wehrmacht aus Soest und der Luftwaffe aus Werl abgeriegelt worden.
Deutsche Behörden begannen sofort mit Untersuchungen zur Ursache des Unglücks. Am nächsten Tag kamen Spezialisten aus Belgien an die Unfallstelle.
Die örtliche Presse berichtete ausführlich über das Unglück. Drei Tage danach gab es einige Zeilen über eine Trauerfeier für die Verunglückten. Die Toten wurden in ihre Heimatorte überführt und dort bestattet.Vergeblich wartete die Bevölkerung auf einen Bericht zur Ursache des Unglücks.
Niemals wurde ein Untersuchungsbericht zum Absturz veröffentlicht. Hartnäckig hielten sich allerlei Gerüchte über mögliche Ursachen.
Zehn Monate nach dem Unglück - im Juli 1939 - ließ die Witwe eines Verunglückten einen Gedenkstein in der Nähe des Absturzortes errichten. Auf dem Stein stehen die Namen von drei Männern mit dem Zusatz: IHR LEBEN GALT DEUTSCHLANDS STÄRKE

 

Die Gerüchte bekamen neue Nahrung: Sabotage, Attentat auf Manager der Rüstungsfirma Rheinmetall, Vernichtung geheimer Militärunterlagen und dergleichen.
Im September 1939 entfesselten die damaligen Machthaber den Zweiten Weltkrieg.
Das Unglück in Günne geriet in Vergessenheit. Niemand gedachte der toten Passagiere; niemand gedachte der toten Besatzung.
Jahrzehnte später konnte ein gefundener belgischer Bericht ausgewertet werden.
Der Untersuchungsbericht ist das einzige erhaltene Dokument über das Unglück.
Demnach ist es höchstwahrscheinlich, dass die Passagiermaschine südlich von Werl eine Berührung mit einem deutschen Jagdflieger hatte.
Zitat aus dem belgischen Bericht: „Gegen 13:12 Uhr hat der Flughafen Düsseldorf die Marchetti 00-AGT (Passagierflugzeug) benachrichtigt, dass ein Flugzeug in der Region, in der sie sich befanden, umherfliege und dass das besagte Flugzeug in einer Höhe von 1200 Metern fliege. Die 00-AGT betonte das Empfangen der Nachricht und gab an, dass ihre eigene Höhe 1500 Meter betrage.“
Die Katastrophe begann wenige Sekunden nach diesem Funkkontakt.
Am Absturzort lag das Flugzeug mit der Spitze Richtung Westen; der Pilot hat noch versucht nach Düsseldorf zurückzufliegen.
Obwohl in dem Bericht noch andere mögliche Ursachen genannt sind, scheint die
Berührung mit dem Jagdflieger die schlüssigste Ursache zu sein. Einen sicheren Beweis dafür gibt es nicht.

Weitere Beschreibungen in Wikipedia „Günne“ und „Flugzeugabsturz bei Soest“.

© Karl-Heinz Wilmes

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